Behauptung: „Die Bibel sagt, es habe über 500 Zeugen für die Auferstehung gegeben.“
Antwort: Paulus behauptete laut Bibel etwa 20 Jahre nach der angeblichen Auferstehung einer christlichen Korinthergemeinde gegenüber, Jesus sei «mehr als 500 Brüdern erschienen».
Mehr als eine Behauptung ist das nicht. Denn es liegt kein einziges dieser Zeugnisse vor.
Zudem waren die angeschriebenen Korinther ja bereits gläubig und nicht skeptisch. Zur damaligen Zeit waren die allermeisten Leute sowieso grundsätzlich nicht besonders skeptisch. Sondern enorm ignorant und abergläubisch.
Und selbst wenn jemand Paulus’ Behauptung hätte überprüfen wollen: Damals gab es keine Zeitungen, keine Telefone, kein Internet, keine Flugzeuge, Züge oder Autos. Die Person hätte eine lange, beschwerliche Reise auf sich nehmen und in der ganzen Gegend herumfragen müssen.
Und was hätte sie dann eventuell angetroffen? Ein paar Leute, die dasselbe behaupten, das Paulus behauptet.
Zeugen für alles Mögliche
Was beweist es, wenn jemand etwas behauptet? Im Buch Mormon gibt es eine Liste mit namentlich erwähnten Zeugen. Die schwören, die goldenen Tafeln gesehen zu haben, die Joseph Smith von einem Engel erhielt.
So einige Leute behaupten, sie seien von Aliens entführt worden. Für die übermenschlichen Kräfte des Gurus Sathya Sai Baba gab es tausende Zeugen. Nimmt man diesen Massstab, verliert man vor lauter glaubwürdigen Behauptungen den Verstand.
Und wenn die Person, die Paulus’ Behauptungen überprüfen wollte, keinen einzigen Zeugen gefunden hätte, hätte das ihren Glauben auch nicht zwingend beeinträchtigt.
Kurzum: Man kann nicht davon ausgehen, dass Paulus diese Behauptung nur aufstellen und damit durchkommen konnte, wenn das Christentum wahr ist.
Repost des Beitrags mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Ergänzung: Buchtipp
Der evangelische Theologe Heinz-Werner Kubitza (Der Jesus-Wahn) sagt in einem Interview, in welchem er grob seine Meinung zur christlichen Religion schildert:
- „Dass Jesus keine neue Religion schaffen wollte, er langsam in die Rolle eines Gottessohnes hineingebastelt wurde, dass die Trinitätslehre kaum biblische Fundamente hat, dass die Bibel keine Dokumente aus erster und zweiter Hand enthält, Maria zur Gottesmutter erst durch Konzile geworden ist; dies und vieles mehr steht nachzulesen in vielen Büchern von neutestamentlichen Theologen.
- Doch was gewönnen z.B. Pfarrer und Kirchen, wenn sie ihre Gemeinden auf diese Ergebnisse der Forschung aufmerksam machen würden? Dann kämen schnell Andere und würden konsequenterweise die Abschaffung oder zumindest das Ende der Privilegierung von Kirchen, Pfarrern und der Theologie an Universitäten fordern. Daran hat ja weder die Kirche, noch die Pfarrer und auch nicht die Theologieprofessoren ein Interesse. Man muss ja auch von irgendwas leben.“
(Quelle: Heinz-Werner Kubitza in einem Interview auf heise.de)
Ist das nicht erstaunlich? 500 Personen ist der leibhaftige Gott erschienen, der ihnen ihre eigene Unsterblichkeit verkündet. Und keiner dieser 500 Personen sah sich dazu aufgerufen, dies aufzuschreiben oder einem Verwandten einen Brief zu senden.
Erst zwanzig Jahre später schrieb Paulus ein paar Zeilen darüber. Aber erst, nachdem ihm eine Vision zuteil wurde. Vorher fand er diese Zeugen entweder nicht plausibel oder sie waren ihm unbekannt. Erst nach seiner Vision tauchten die Zeugen plötzlich auf.
Die Zeugen sollen angeblich kritische Nachfragen befriedigen: „Seht her! 500 ehrbare Männer haben es bestätigt!“ Doch bei näherem Hinsehen bestätigt es nur die Kritiklosigkeit von Paulus, der die Erzählung von den 500 Zeugen einfach für bare Münze nahm (wenn er sie nicht gar selbst erfunden hatte oder sie von späteren Autoren eingefügt wurden). Es ist also kein Beispiel für die kritische Absicherung einer Geschichte, sondern ein Beispiel für Leichtgläubigkeit.
Wer Zeugen anführt, muss sie auch anführen. Es reicht nicht, zu beteuern, dass es irgendwo Zeugen gegeben hätte. Zeugen sind nur dann Zeugen, wenn man sie befragen kann. Dazu braucht man Namen und Adresse, außerdem den genauen Wortlaut ihrer Aussage. Die verschiedenen Aussagen müssen sich zudem inhaltlich decken. All das fehlt bei den angeblichen Zeugen von Paulus. Weder führt er die Zeugen an, noch deren Aussagen. Er vermeidet alles, was für die Leser seiner Briefe nachprüfbar gewesen wäre.
Hätte es die Zeugen wirklich gegeben, hätte Paulus alles daran gesetzt, deren Befragung durch die Leser möglich zu machen. Er hätte Namen und Wohnort angegeben, damit sich jeder überzeugen konnte. Die Zeugen hätten auch sicherlich mehr zu erzählen gehabt als: „Ja, ich habe ihn gesehen“ — sondern sie hätten berichtet, was Jesus gesagt und getan hat und welche Botschaft er ihnen mitgab.
Weil all dies fehlt, ist die ganze Geschichte schnell als unglaubwürdig oder zumindest unbrauchbar entlarvt. Weder taugt sie als Beweis für eine Auferstehung, noch für deren Zweck. Wer heute noch diese angeblichen Zeugen als Argument verwendet, beweist nur seine eigene Leichtgläubigkeit.
Paulus hat höchstwahrscheinlich nie existiert. Gibt zumindest keinerlei Hinweise darauf. Sowieso ist er nicht Autor der Paulusbriefe. Die sind auch zu ganz anderen Zeiten entstanden.