Menschen glauben, weil Sie sich dadurch Vorteile für sich selbst erhoffen.

Die meisten Religionen beinhalten Anweisungen, wie sich Menschen verhalten sollen. Für das Einhalten dieser Anweisungen versprechen sie eine Belohnung. Bei Nichtbeachtung drohen sie mit ewiger Bestrafung.

Das grundlegende Prinzip sieht zum Beispiel im Christentum so aus:

Gute Menschen kommen in den Himmel, böse Menschen in die Hölle.

Wer das glaubt, hofft also darauf, nach seinem Tod durch ein „ewiges Leben“ belohnt und vor „ewiger Hölle“ verschont zu werden. Wenn er sich so verhält, wie es Gott vermutlich „gut“ findet.

Solange sich Gott mit seinen Maßstäben unserer modernen ethischen Standards (wie zum Beispiel den Menschenrechten) orientiert, ist alles in Ordnung. Problematisch wird es, wenn jemand Gottes angeblichen Willen anders interpretiert.

Denn aus der Bibel (und auch aus anderen, vergleichbaren Schriften) lässt sich praktisch jeder beliebige angeblich Gotteswille herauslesen. Und kein Gott hat sich je dazu geäußert, was er tatsächlich gut findet und was nicht.

Keinen Zweifel lassen die biblischen Texte allerdings daran, dass das schlimmste Vergehen, mit dem ein Mensch sich schuldig machen kann, die Abkehr von Gott ist.

Die vermeintliche Belohnung und die Angst vor der ebenso vermeintlichen Bestrafung wirkt bei Gläubigen mitunter so stark, dass sie allein deshalb bereit sind, an ihrem Glauben festzuhalten.

Dabei gibt es noch nichtmal für die Annahme eines Lebens nach dem Tod, was dafür ja Voraussetzung wäre, irgendwelche seriösen Anhaltspunkte.

Menschen glauben, weil ihnen die Gefahren des Glaubens nicht bewusst sind.

Erstaunlich viele Menschen – ob gläubig oder nicht – halten Religionen für im Grunde harmlos. Und wenn schon nicht wirklich wirksam, dann doch zumindest nicht schädlich.

Anders sieht es bei der Bewertung von Religionen aus, deren Moral von unseren heutigen Standards noch stärker abweicht als die der hier hauptsächlich verbreiteten Religion.

Doch die Tatsache, dass auch die Bibel dazu auffordert, Un- und Andersgläubige gnadenlos und gründlich zu vernichten, ist vielen gläubigen Christen nicht (mehr) bewusst.

Besonders die Bibelstellen, in denen auch Jesus unmissverständlich zu verstehen gibt, dass alle Un- und Andersgläubigen für dieses „Vergehen“ von Gott mit ewigen Höllenqualen bestraft werden, „überlesen“ sie. Pfarrer lassen diese Stellen meist weg und picken nur das heraus, was in ein aufgeklärtes, humanes Weltbild passt.

So harmlos und fortschrittliche das Christentum heute auch erscheinen mag: Solange die Bibel noch als übergeordnete, unabänderliche Wahrheit angesehen wird, können sich auch Fundamentalisten jederzeit darauf berufen, um damit jedes beliebige Handeln zu rechtfertigen.

Ein Völkermord im Namen und Auftrag des Humanismus? Undenkbar. Ein Völkermord im Namen und Auftrag Gottes? Probemlos mit der Bibel begründbar.

Selbst wer sich an alle modernen ethischen Standards hält, unterstützt durch sein Festhalten an einer (monotheistischen) Religion auch eine Ideologie, die der katholische Pfarrer Meurer zurecht als „saugefährlich“ bezeichnet hat.

Denn Religionen schaffen Einheit unter ihren Anhängern („Nächsten“), indem sie diese von den Un- und Andersgläubigen („Feinden“) abgrenzen.

Einem friedlichen Zusammenleben der Weltbevölkerung mit all ihren verschiedenen Ethnien und Weltanschauungen sind solche zusätzlichen Abgrenzungen hinderlich und rückständig.

Kein Wunder: Religiöse Moralismen waren von Menschen erdacht worden, um ein vergleichsweise primitives Wüstenvolk einfacher zu führen. Und nicht als Gesellschaftsordnung für Menschen im 21. Jahrhundert.

Menschen glauben, weil sie Glauben für gesellschaftlich bedeutsam halten.

Über viele Jahrhunderte gaben Religionen die Regeln für das Zusammenleben der Menschen vor. In manchen Ländern ist das bis heute der Fall.

Beim Christentum dienen die biblischen Geschichten als Grundlage für diese Regeln. Diese Regeln stammen zum Teil aus der Bronzezeit und aus dem Vormittelalter. Also aus einer Zeit, in der sich die Gesellschaft am Anfang ihrer sozialen und kulturellen Entwicklung befand.

Verglichen mit heute war das Wissen der Menschheit lächerlich gering. Unerklärliches galt als Wunder und als Zeichen Gottes (Donner, Heilungen…).

In der Bibel finden sich viele Anordnungen, wie sich Menschen verhalten sollten. Diese Vorschriften haben alle den Zweck, Menschen zu einem bestimmten, gottgefälligen Verhalten zu bringen.

Auch Jesus wollte keine neue Religion gründen, sondern seine Glaubensbrüder und -schwestern auf die kurz bevorstehende Ankunft seines Gottes vorbereiten. Eine Ankunft, auf die Christen seit knapp 2000 Jahren warten.

In unserer heutigen Gesellschaftsordnung steht der Mensch an oberster Stelle. Genauer, die Freiheit und Würde des Menschen. Damit unterscheidet sie sich grundlegend von der biblischen Moral, in der ja Gott an oberster Stelle steht.

In Deutschland sind Kirche und Staat seit der so genannten Säkularisierung eigentlich getrennt. Trotzdem versuchen die Kirchen auch heute noch, umfangreichen Einfluss auf das Leben der gesamten Bevölkerung zu nehmen.

Dies wird vom Staat in Milliardenhöhe unterstützt und durch viele Sonderregelungen möglich gemacht und erleichtert, wie zum Beispiel:

  • Erhebung der Kirchensteuer durch den Staat
  • zusätzlich zur Kirchensteuer: Unterstützung durch Subventionen und Steuerersparnisse in Milliardenhöhe
  • Religionsunterricht
  • eigene kirchliche Gerichte, parallel zu den bestehenden Gerichten
  • eigenes Arbeitsrecht, parallel zum bestehenden Arbeitsrecht
  • Erlaubnis, Gesetze und Menschenrechte zu missachten, z. B. Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfreiheit von Kindern…
  • u. v .m.

Eine moderne Ethik, die das Zusammenleben der Menschen im 21. Jahrhundert regelt, kann nicht auf einer Moral aus der Bronzezeit aufbauen. Sie muss vielmehr für alle Menschen verbindlich sein können. Unabhängig von deren Geschlecht, Alter, Weltanschauung, Wohnort, Gruppenzugehörigkeit oder Religion.

Viele Gläubige sind nach wie vor der Meinung, ohne religiöse Regelung würde das Chaos ausbrechen.

Bis auf wenige Ausnahmen ist das Gegenteil ist der Fall: Länder mit dem geringsten religiösen Einfluss haben den größten Wohlstand und bieten die höchste Lebensqualität und Freiheit (z. B. die skandinavischen Länder).

Länder, in denen Religionen noch stärkeren Einfluss haben oder gar als Staatsreligionen gelten, haben den niedrigsten Wohlstand und bieten ihren Einwohnern am wenigsten Freiheit.

Menschen glauben, weil sie Glauben als etwas Positives wahrnehmen.

Gläubige, die positive Erfahrungen im Zusammenhang mit Glauben gemacht haben, neigen oft dazu, diese Erfahrungen ursächlich ihrem Glauben zuzuschreiben.

Glaube kann Menschen zwar nichts Reales bieten. Sehr wohl aber Vorstellungen und Illusionen, die den Gläubigen positiv erscheinen.

Wer zum Beispiel glaubt, dass ein Gott alles erschaffen hat, kann sich als etwas Besonderes fühlen. Weil er ja meint, seine Existenz einer höheren Macht zu verdanken.

Christen können sich beispielsweise auf eine Belohnung durch ein „ewiges Leben“ nach ihrem Tod freuen. Wenn sie sich an die Gebote Gottes halten. Ansonsten droht ihnen ebenso ewige Bestrafung durch Höllenqualen.

Viele Gläubige neigen dazu, positive Erlebnisse und Erfahrungen ihrem Glauben zuzuschreiben. Das können zum Beispiel Gruppenerlebnisse, feierliche Empfindungen oder sonstige Wahrnehmungen sein, hinter denen sie Gott als Ursache vermuten.

Dabei ignorieren sie, dass auch Menschen ohne Glaube an ihren, einen anderen oder gar keinen Gott zu solchen Empfindungen und Wahrnehmungen fähig sind. Und sie ignorieren, dass es nicht nur positive, sondern auch sehr negative Dinge gibt, mit denen Menschen zurecht kommen müssen.

Positives werten Gläubige als Bestätigung ihres Glaubens. Negatives ignorieren sie meistens einfach. Oder schreiben es der göttlichen Unergründlichkeit oder einem menschlichen „freien Willen“ zu.

Wer seinen Glauben als etwas Positives wahrnimmt, sollte sich diese Fragen stellen:

  1. Was genau ist es, was ich an meinem Glauben als positiv empfinde?
  2. Kann ich ausschließen, dass ich diese Dinge auch ohne meinen Glauben empfinden könnte?
  3. Wie kann ich sicherstellen, dass diese positiven Erlebnisse tatsächlich ursächlich auf meinen Glauben zurückzuführen sind?
  4. Kann ich ausschließen, dass meine Glaubensgemeinschaft ganz natürliche Dinge so definiert, dass sie ein bestimmtes Bild ergeben (z. B.: „Gott ist Liebe“)?

Menschen glauben, weil es ihnen jemand beigebracht hat.

Die allermeisten religiös Gläubigen haben den gleichen Glauben wie die Menschen, von denen sie großgezogen wurden. Also traditionellerweise den Glauben der Eltern. Und die haben zumeist den gleichen Glauben wie ihre Eltern. Und so weiter.

Nur wenige Generationen waren Ehen zwischen Partnern mit unterschiedlichen Konfessionen skandalös, wenn nicht gar ganz ausgeschlossen.

Da konnten wenige Kilometer zwischen einem „evangelischen“ und einem „katholischen“ Dorf schon reichen, um das Eheglück zweier Menschen zunichte zu machen.

Religionen sind also ein gesellschaftliches und geografisches Phänomen.

Die Kirchen tun sehr viel dafür, dass Eltern ihren Glauben an ihre Kinder weitergeben. Säuglingstaufe, Religionsunterricht, Erstkommunion, Firmung, religiöse Jugendarbeit…