Behauptung: „Glaube ist etwas ganz Alltägliches. Man kann auch nur glauben, dass einen sein Partner liebt.“
Antwort: Die Behauptung hier lautet, dass es ganz normal sei, Dinge ohne Grund als wahr zu akzeptieren, und als Beispiel wird die Liebe genannt. Ist das wirklich so?
Denken wir über Liebe nach. Wir kennen die Arten, auf die Menschen romantisches Interesse und Liebe ausdrücken, und wenn wir wissen wollen, ob uns jemand liebt, tun wir das, indem wir aus seinem Verhalten Schlüsse ziehen.
Wenn wir an jemandem interessiert sind, scannen wir sein Verhalten, auf der Suche nach Belegen für romantisches Interesse.
Rein glaubensbasierte Rückschlüsse auf Liebe sind irrational und falsch
Warum denken wir, dass jemand, der auf der Straße mit Blumen in der Hand auf eine ihm völlig unbekannte Person zu rennt und ihr einen Heiratsantrag macht, nicht alle Tassen im Schrank hat?
Weil wir rein „glaubensbasierte“ Rückschlüsse auf Liebe als irrational und falsch erkennen; weil wir wissen, dass das nicht die Art ist, auf die Menschen zum Schluss gelangen, dass jemand sie liebt.
Wir gehen davon aus, dass unsere Partner uns lieben, weil wir Anhaltspunkte dafür haben. Wir tun das nicht völlig grundlos – und wenn doch, dann verhalten wir uns äußerst unvernünftig.
Glaube als Erkenntnismethode unbrauchbar
Wenn wir darüber nachdenken, wie wir in unserem Leben mit Behauptungen umgehen, wird uns nach und nach klar, dass diese Erkenntnismethode namens «Glauben» nirgendwo Verwendung findet.
Wir haben immer irgendwelche Anhaltspunkte, wenn wir etwas als wahr akzeptieren – und wenn nicht, dann erkennen wir das Akzeptieren der entsprechenden Ansicht in aller Regel als unvernünftig.
Spätestens, wenn man sie vor Gericht stellt und der Richter sagt «Es gibt keine Beweise, aber ich glaube tief in meinem Herzen, dass Sie schuldig sind», würden wohl auch die letzten Verfechter der Erkenntnismethode namens «Glauben» eingestehen, dass diese Methode keine gute Sache ist.
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