Argument #15: „Die Welt ist perfekt designt, das kann kein Zufall gewesen sein. Folglich muss Gott existieren.“

Argumente unter der Lupe

Religiöse Argumente unter der LupeBehauptung: „Die Welt ist perfekt designt, das kann kein Zufall gewesen sein. Folglich muss Gott existieren.“

Antwort: Perfekt designt? Werfen wir nur einmal einen nüchternen Blick auf den Menschen: Da finden wir Weisheitszähne, Allergien, hohe Verletzungsanfälligkeit, ständige Abhängigkeit von Nahrung und Schlaf, ein Loch, das zum Atmen und zur Nahrungsaufnahme genutzt wird, absurd verwickelte Nervenbahnen, ineffiziente Organe…

Biologen reden oft von den «Wundern der Natur.» Aber man muss beachten, dass das so gemeint ist: «Für eine natürliche Entstehung ist das beachtlich.»

Würde man einen verständigen Biologen oder Mediziner mit der Behauptung konfrontieren, dass ein allmächtiger, allgütiger Designer den Menschen entworfen habe: Er würde er lang und herzlich lachen.

Riesige Mängelliste

Die Liste von Dingen, die allein am Menschen besser hätten designt werden können, ist riesig. Von einem perfekten Design kann also definitiv nicht die Rede sein.

Die Welt ist in vielerlei Hinsicht wunderschön und beeindruckend. Aber auch in vielerlei Hinsicht hässlich, absurd und herzlos.

Wenn man den biblischen Sündenfall als Erklärung für die Designfehler und Hässlichkeiten nennen möchte, kann man das Designargument nicht mehr nutzen.

Weil es sich jetzt nicht mehr auf die Realität bezieht, sondern auf eine angebliche Realität in der Vergangenheit, auf die nichts hindeutet und die wissenschaftlichem Wissen widerspricht.

Das Uhrmacherargument

Oft wird gesagt, die Komplexität des Lebens beweise seine Geschöpftheit. Bei einem Haus oder einer Uhr, die man am Strand findet, wisse man ja auch sofort, dass es/sie designt und nicht natürlichen Ursprungs sei.

Dass wir bei diesen Dingen sofort wissen, dass sie designt wurden, liegt allerdings ganz einfach daran, dass wir aus Erfahrung wissen, dass Häuser und Uhren von Menschen gebaut werden.

Zudem wird in diesem Argument das Haus bzw. die Uhr der umgebenden Natur gegenübergestellt. Um so das «Design» zu beweisen. Im Anschluss dann die Natur der Natur gegenüberzustellen, um ihr Design zu beweisen, ist gelinde gesagt nicht gerade die logischste Vorgehensweise.

Die Evolutionstheorie erklärt die Komplexität des Lebens inklusive dessen Mängel schlüssig. Nicht anhand von «Zufall». Sondern anhand von vorhandenen Bedingungen und Selektionsmechanismen. Und das wird von unzähligen Belegen aus zahllosen Fachgebieten gestützt.

Daraus folgt – noch lange kein Schöpfergott

Nehmen wir aber einfach mal an, es gebe absolut keine Erklärung für die Komplexität des Lebens. Wenn dem so wäre, wäre die einzige vertretbare Antwort auf die Frage nach ihrer Herkunft: «Ich weiss nicht, woher die kommt.»

Und selbst wenn wir wüssten, dass in die Entstehung des Lebens, das wir kennen, eingegriffen wurde: Das würde nicht bedeuten, dass zwangsweise ein Jemand dahintersteckt.

Selbst wenn wir wüssten, dass es ein Jemand war: Das würde nicht bedeuten, dass es zwangsweise ein Gott war.

Und selbst wenn wir wüssten, dass es ein Gott war: Das würde nicht zwangsweise bedeuten, dass es der christliche Gott war.

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Argument #12: „Die fundamentalen Konstanten des Universums sind perfekt abgestimmt; wären sie nur minimal anders, wäre kein Leben möglich gewesen. Folglich muss Gott diese Konstanten so eingestellt haben.“

Argumente unter der Lupe

Religiöse Argumente unter der LupeBehauptung: „Die fundamentalen Konstanten des Universums sind perfekt abgestimmt; wären sie nur minimal anders, wäre kein Leben möglich gewesen. Folglich muss Gott diese Konstanten so eingestellt haben.“

Antwort: Das Feinabstimmungsargument behauptet: Wenn die fundamentalen physischen Konstanten des Universums nicht so „eingestellt“ wären, wie sie es sind, wäre kein Leben möglich. Folglich müsse ein Designer diese Konstanten bewusst so justiert haben.

Hier die Probleme bei diesem Argument:

  • Wir wissen letztlich nicht, warum die physischen Konstanten so sind, wie sie sind. Wer Unwissen als Argument nutzt, begeht den Fehler des Ignoranzargumentes. Nur weil wir etwas nicht wissen, wird nicht automatisch ein bestimmter Gott zur richtigen Erklärung.
  • Das Argument setzt etwas voraus, was wir nicht wissen können: Dass kein Leben möglich wäre, wenn die Konstanten anders aussähen. Wir haben keine Vergleichsuniversen und -urknälle.Und können das folglich nicht beurteilen, und unter Physikern herrscht Uneinigkeit darüber, wie groß der Spielraum bei diesen Konstanten jeweils ist (teilweise ist er größer, als von christlichen Apologeten behauptet wird).Und angesichts der Behauptung eines allmächtigen Schöpfers ist es sogar hochgradig absurd, zu behaupten, nur so wie bei uns sei Leben möglich.
  • Nur weil etwas unwahrscheinlich ist, muss es nicht Absicht gewesen sein. Dass Leben in unserer Form entstehen konnte, könnte sehr unwahrscheinlich gewesen sein.Einen 6er-Pasch zu würfeln, ist auch sehr unwahrscheinlich. Denkt man aber etwas weiter, so stellt man fest, dass jede andere Würfelkombination gleich wahrscheinlich ist und uns der 6er-Pasch nur deshalb als etwas Besonderes erscheint, weil wir das willkürlich so festgelegt haben.Und genauso verhält es sich auch mit unserer Existenz: Für uns ist sie besonders, aber wäre irgendeine andere Art von Leben entstanden, so wäre deren Existenz wohl genau gleich unwahrscheinlich gewesen.

…daraus folgt nicht zwangsläufig…

  • Nur weil etwas zu etwas anderem geführt hat, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Ursache bewusst zur Herbeiführung ihrer Wirkung eingesetzt wurde.In diesem Kontext heißt das: Nur weil die Bedingungen im Universum unsere Entwicklung ermöglichten, muss das nicht heißen, dass das gewollt war.Meine Großeltern sorgten mit der Wahl ihrer Kirchengemeinde für die Grundlagen für meine Existenz, weil mein Vater dann dort zur Kirche ging und meine Mutter kennenlernte. Aber sie taten das nicht bewusst, damit ich entstehe.
  • Das Argument ignoriert, dass 99,999999% des Universums nicht für Leben geeignet sind. Und dass das Leben Jahrmilliarden voller grauenvoll-brutaler, ineffizienter Selektion brauchte, um sich hier etablieren zu können.Und auch heute sind die Bedingungen weit, weit entfernt davon, perfekt auf uns abgestimmt zu sein.

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