Argument #12: „Die fundamentalen Konstanten des Universums sind perfekt abgestimmt; wären sie nur minimal anders, wäre kein Leben möglich gewesen. Folglich muss Gott diese Konstanten so eingestellt haben.“

Argumente unter der Lupe

Religiöse Argumente unter der LupeBehauptung: „Die fundamentalen Konstanten des Universums sind perfekt abgestimmt; wären sie nur minimal anders, wäre kein Leben möglich gewesen. Folglich muss Gott diese Konstanten so eingestellt haben.“

Antwort: Das Feinabstimmungsargument behauptet: Wenn die fundamentalen physischen Konstanten des Universums nicht so „eingestellt“ wären, wie sie es sind, wäre kein Leben möglich. Folglich müsse ein Designer diese Konstanten bewusst so justiert haben.

Hier die Probleme bei diesem Argument:

  • Wir wissen letztlich nicht, warum die physischen Konstanten so sind, wie sie sind. Wer Unwissen als Argument nutzt, begeht den Fehler des Ignoranzargumentes. Nur weil wir etwas nicht wissen, wird nicht automatisch ein bestimmter Gott zur richtigen Erklärung.
  • Das Argument setzt etwas voraus, was wir nicht wissen können: Dass kein Leben möglich wäre, wenn die Konstanten anders aussähen. Wir haben keine Vergleichsuniversen und -urknälle.Und können das folglich nicht beurteilen, und unter Physikern herrscht Uneinigkeit darüber, wie groß der Spielraum bei diesen Konstanten jeweils ist (teilweise ist er größer, als von christlichen Apologeten behauptet wird).Und angesichts der Behauptung eines allmächtigen Schöpfers ist es sogar hochgradig absurd, zu behaupten, nur so wie bei uns sei Leben möglich.
  • Nur weil etwas unwahrscheinlich ist, muss es nicht Absicht gewesen sein. Dass Leben in unserer Form entstehen konnte, könnte sehr unwahrscheinlich gewesen sein.Einen 6er-Pasch zu würfeln, ist auch sehr unwahrscheinlich. Denkt man aber etwas weiter, so stellt man fest, dass jede andere Würfelkombination gleich wahrscheinlich ist und uns der 6er-Pasch nur deshalb als etwas Besonderes erscheint, weil wir das willkürlich so festgelegt haben.Und genauso verhält es sich auch mit unserer Existenz: Für uns ist sie besonders, aber wäre irgendeine andere Art von Leben entstanden, so wäre deren Existenz wohl genau gleich unwahrscheinlich gewesen.

…daraus folgt nicht zwangsläufig…

  • Nur weil etwas zu etwas anderem geführt hat, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Ursache bewusst zur Herbeiführung ihrer Wirkung eingesetzt wurde.In diesem Kontext heißt das: Nur weil die Bedingungen im Universum unsere Entwicklung ermöglichten, muss das nicht heißen, dass das gewollt war.Meine Großeltern sorgten mit der Wahl ihrer Kirchengemeinde für die Grundlagen für meine Existenz, weil mein Vater dann dort zur Kirche ging und meine Mutter kennenlernte. Aber sie taten das nicht bewusst, damit ich entstehe.
  • Das Argument ignoriert, dass 99,999999% des Universums nicht für Leben geeignet sind. Und dass das Leben Jahrmilliarden voller grauenvoll-brutaler, ineffizienter Selektion brauchte, um sich hier etablieren zu können.Und auch heute sind die Bedingungen weit, weit entfernt davon, perfekt auf uns abgestimmt zu sein.

Repost des Beitrages mit freundlicher Genehmigung des Autors.